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Romero is back! Nachdem vom Zombiepapst praktisch die gesamten Neunziger Jahre lang nichts zu hören war, scheint er seit dem moderaten Erfolg von  “Land of the Dead” im Jahre 2005 wieder gut im Geschäft zu sein. Statt sich aber weiter in der Studiolandschaft zu bewegen, ging Romero auf seine Wurzeln im Independent Cinema zurück und stellte “Diary of the Dead” nicht unter die Fittiche eines großen Hollywoodriesen, sondern produzierte den Film unabhängig - für nur 2 Millionen Dollar, also für wenig mehr, als bereits 1978 sein Referenzwerk “Dawn of the Dead” gekostet hatte.
Das niedrige Budget ging einher mit einer für Romero untypischen Produktionsweise. Schließlich ist dieser bekannt für seine kunstvolle Schnitttechnik, multiple Perspektiven und den Hang dazu, eine Szene in viele kleine Einstellungen zu unterteilen. Mit “Diary of the Dead” ging er da einen etwas anderen Weg, denn der gesamte Film ist im Stile von Amateuraufnahmen gehalten. Für alteingesessene Fans dürfte das vielleicht erstmal ein ziemlicher Schock sein. Und noch eine weiter Überraschung: “Diary” ist keineswegs eine Fortsetzung der “Dead” Reihe - die mit “Night of the Living Dead” eingeläutet wurde. Stattdessen wagt man einen kompletten Neustart und befasst sich erneut mit den Anfängen einer um sich greifenden Zombieseuche.
Festgehalten wird diese aber eben nicht aus sicherer Distanz, sondern direkt im Geschehen mit Handkameras - geführt von ambitionierten Filmstudenten. Als sie gerade im Wald einen billigen Horrorstreifen abdrehen wollen, erreichen sie die ersten Nachrichten der Zombieinvasion. Zunächst nehmen sie die Nachrichten wenig ernst. Doch als kurz darauf der Campus völlig verlassen ist, macht sich die Gruppe auf den Weg zu ihren Familien. Bald machen sie selbst Bekanntschaft mit den Fleischfressenden Zombies und sehen sich im Kampf ums nackte Überleben…
Im Grunde genommen bietet diese Story wirklich nicht viel Neues im ohnehin schon ausgelaugten Zombiegenre. Und auch die Amateuroptik hat einen etwas bitteren Beigeschmack - gerade weil man halt doch immer sieht, dass ein professionelles Filmteam dahinter stand.
Trotzdem, die Zombieapokalypse aus der Sicht einer kleinen Gruppe statt aus einer epischen Perspektive zu zeigen, funktioniert sehr gut und lässt den Film tatsächlich zu einem gewissen Punkt authentisch erscheinen. Allein die Szene anfangs auf dem verlassenen Campus hat schon etwas beängstigend Bedrohliches. Zu diesem Zeitpunkt hat auch noch keiner der Protagonisten tatsächlich einen Zombie gesehen, was die Verwirrung und Ratlosigkeit der Charaktere glaubhaft und auch nachfühlbar macht. Im Film gibt es immer wieder solche wirksame Szenen, die den Zuschauer buchstäblich mit ins Geschehen hineinversetzen - und wieder deutlich machen, wie trügerisch in der Zombieapokalypse jede scheinbare Sicherheit geworden ist. In einem gut gesicherten Lager sorgt schon ein einzelner Zombie für mächtige Verwirrung. Auch der Familienhort bietet keinen Schutz: Ob es sich nun um ein einfaches Familienhaus oder eine Video überwachte Villa handelt - überall hat sich der Zombievirus ausgebreitet und zu grausamen Bluttaten geführt. Romero macht deutlich: es gibt kein Entkommen!
Dies sind Höhepunkte des Films, doch durchgehend halten kann man dieses Niveau nicht. Dafür hält man sich einfach zu viel an den üblichen Klischees auf. Zombiefilmfans wird es sauer aufstoßen, wenn sich einige der Charaktere verhalten, als hätten sie das “Wort” Zombie noch nie gehört und immer wieder die gleichen Fehler machen. Auch der Romero typische intellektuelle Touch darf natürlich nicht fehlen. Was man davon hält, ist Geschmackssache. Am Schluss einen Satz zu setzen wie “Sind wir es überhaupt wert, gerettet zu werden?”, stößt jedoch mir zumindest ziemlich sauer auf. Denn dass ein Mensch mehr wert ist, als ein metzel-mordender Untoter, steht für mich eigentlich außer Frage. Aber sehen wir über diese Romero typische Eigenheit hinweg, die in wirklich jedem seiner Zombiefilme durchgekaut wird.
Durchaus auch typisch für den Zombiepapst ist ein gewisser Humor. “Diary of the Dead” mag ernster sein als seine Vorgänger und wieder mehr in die Richtung von “Night of the living Dead” gehen - doch ein paar Gags findet man schon. So landen die Studenten z.B. auf dem Hof eines Amish Farmers, der mit Dynamit und Sense auf Zombiejagd geht. Hier gibt es eine derbe Splatterszene zu sichten - eine von vielen im Film. Zwar handelt es sich hier eindeutig nicht um ein Splatterfest, recht graphisch geht es aber schon zu. Die Effekte von Urgestein Greg Nicotero gefallen, sind aber leider ein wenig zu CGI lastig ausgefallen. Nicotero selbst ist im Film übrigens als Zombie Chirurg zu sehen.
Während Romero in den 70ern seine Filme fast ausschließlich mit völlig unbekannten Gesichtern besetzte, präsentiert er uns in “Diary of the Dead” einen Mix aus unverbrauchten Darstellern und einigen alten Bekannten. Wie schon zu seiner Blütezeit - wenn man das jetzt mal so frei heraus sagen darf - gibt es auch ein Wiedersehen mit Schauspielern, die bereits mit Romero zusammengearbeitet haben. Shawn Roberts wurde in “Land of the Dead” als junger Hitzkopf direkt am Anfang von einem Zombie gebissen, in “Diary” hat er als Tony eine Hauptrolle. Michelle Morgen - Erzählerin und Hauptprotagonistin von “Diary” - konnte inzwischen mit der Serie “Heartland” große Erfolge feiern. Sowohl Roberts als auch Morgen wirken für meinen Geschmack in ihren Rollen viel zu gezwungen ernsthaft, doch schlechte Schauspieler sind sie nicht. Scott Wentworth ist einer der älteren Darsteller an Bord, der bereits viel Erfahrung vor allem im Theater vorweisen kann. Sein Part des trinkenden Universitätsprofessors bringt die nötige Portion zynischen Humors. Bei den Cameos gibt es einige Überraschungen: Neben Nicotero gibt sich z.B. Romero selbst als Polizeichef die Ehre - das hat er schon seit “Das Schweigen der Lämmer” nicht mehr getan! Kurz im Bild ist außerdem Comedian und Charakterkopf Boyd Banks, der schon in diversen Filmen Erfahrungen mit Romeros Zombies sammeln konnte. Last but not least haben noch Kultstars wie Quentin Tarantino und Stephen King als Nachrichtensprecher im Radio kleine Parts.
In den USA, Großbritannien und anderen Ländern steht “Diary Of the Dead” bereits längere Zeit in den DVD Regalen, bei uns kommt der Film erst jetzt von Universum Film. Professionell synchronisiert und in ansprechender Qualität, das ließ die Presse DVD bereits erkennen. Auf der Kaufversion wird sich noch einiges an Bonusmaterial finden, verteilt auf zwei Silberlinge. Diverses Featurettes und Dokus machen die deutsche Edition zu einer guten Alternative zum britischen Steelbook.
“Diary of the Dead” mag im Vergleich mit den anderen Zombiefilmen Romeros hinterhinken. Auch kann man Romero vorwerfen, er habe sich bei den modernen Sehgewohnheiten anbiedern wollen. Ich finde es aber einfach immer wieder erstaunlich, wie der nun fast schon 70jährige Regisseur immer wieder sich der Zeit anpassen und ein junges Publikum ansprechen kann - ohne dabei seine künstlerische Identität zu verlieren. Unterm Strich hat “Diary of the Dead” einige effektive Szenen zu bieten, die ihn von der großen Masse doch noch ein Stücken weit abheben. Nicht nur Zombiekomplettisten sollten einen Blick riskieren!
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zur Verfügung gestellt! Vielen Dank!
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