Mit Band 3 setzen Warren Ellis und Paul Duffield ihre bislang geniale Serie “FreakAngels” weiter fort. Auch in Deutschland erscheinen weitere Ausgaben. Band 4 kann man seit Juli 2012 käuflich erwerben, weshalb man davon ausgehen kann, dass Panini Comics die Reihe bis zum Schluss publizieren wird. Das sind schließlich nur noch zwei Ausgaben, wenn man sich an der Erscheinungsweise des Originals orientiert.
Eine Woche ist vergangen, seit die FreakAngels die Neuankömmlinge in Whitechapel aufgenommen haben. Fast alle arbeiten daran, sie in die Gemeinschaft zu integrieren und gleichzeitig die Infrastruktur ihrer Heimat weiter auszubauen, damit alle überleben können. Viele der Angels sind über die Entwicklung glücklich, können sie so schließlich einige Projekte ausprobieren, von denen sie bislang nur geträumt haben.
Doch die Idylle hält nicht lange an. Kaitlyn, die Gesetzeshüterin der FreakAngels, findet den Körper eines Mannes, dem man Kehle und Bauch aufschlitzte. Und während sie anfängt zu ermitteln ertappen Carolyn und Alice Luke dabei, wie er den Verstand eine der Neuankömmlinge übernimmt und sie vergewaltigt. Diese Vorfälle werden schon bald die Gemeinschaft der Angels auf eine Zerreißprobe stellen, bei der so manches Geheimnis an den Tag kommt.
Warren Ellis war schon immer ein Meister darin, Geschichten zu schreiben, die sich mit der Geschwindigkeit einer Schnecke fort entwickelten. “FreakAngels” (Band 3) zeigt dies besonders schön. Die ersten Seiten tragen zur Handlung im Prinzip fast gar nichts bei, sondern dienen nur dazu, das Ambiente, das neue Szenario aufzubauen. Und auch danach dauert es, bis die Handlung Fahrt aufnimmt. Dies mag sicherlich nicht nach jedermanns Geschmack sein, doch in diesem Fall hat es durchaus seinen Sinn.
Denn so hat der Autor mehr als genug Platz, um die Ereignisse, die diesen Band so prägen, aufzubauen. Und wenn dies geschehen ist, kann er sich seinen Figuren widmen. Zum ersten Mal in der Serie führt er keine neuen Charaktere ein, sondern baut das Miteinander der verschiedenen FreakAngels auf. Und zeigt dabei sehr geschickt, dass diese Geschwister auch ihre dunklen Seiten haben. Bei mehr als einer Figur erfährt an Details, die sie in einem neuen Licht zeigen.
Dabei ist es vor allem Kaitlyn, über die man am meisten erfährt. Und viele Dinge bestätigen den Ersteindruck, nämlich dass sie von allen FreakAngels die gefährlichste, weil vielleicht am verrücktesten ist. Sie vertritt Recht und Ordnung mit einer Vehemenz, die sie dazu bringt, eben jene Regeln, für die einsteht, zu übertreten. Und der Moment, wo sie mit einem Lächeln feststellt, dass der Mörder den sie jagt, ein gefährlicher Bastard ist, jagt einem einen Schauer über den Rücken.
Und dann ist da auch noch Luke. Bereits in den vorherigen Bänden hat man ihn als das schwarze Schaf der FreakAngels kennengelernt. Als jemanden, der Regeln bricht und sich nur um sein persönliches Leib und Wohl kümmert. Doch was er in dieser Ausgabe macht, schockiert einen doch. Man hätte es nie für möglich gehalten, dass er so amoralisch agiert.
Doch auch die übrigen FreakAngels werden in ihrer Charakterisierung weiter ausgebaut. Vor allem die Szenen, in denen sie streiten tragen viel dazu bei, dass sie dem Leser ans Herz wachsen. Denn dadurch wirken sie lebendig.
Natürlich liefert auch Paul Duffield eine hervorragende Leistung ab. Er wählt die richtigen Stilmittel, um die Wucht einer Szene zu unterstützen. Man fühlt den Zorn der FreakAngels, als sie Lukes Verbrechen entdecken und die Seiten, die zeigen, wie die Gemeinschaft auf Grund der entdeckten Geheimnisse zu zerbrechen droht haben eine enorme emotionale Wucht.
Und so ist auch “FreakAngels” (Band 3), genauso wie die Vorgänger, ein Pflichtkauf.
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